Wir alle sind Kirche!
Erschienen am 21. Februar 2021 in Allgemein
Dass die Kirche ihren Umgang mit Missbrauchsfällen in den eigenen Reihen verbessern muss, hat wahrscheinlich mittlerweile jeder mitbekommen.
Gerade auch wir Jugendverbände haben schon viel ehrenamtliche Arbeit in die Auseinandersetzung mit diesem Thema investiert. Wir bilden uns regelmäßig in Präventionsschulungen weiter und versuchen uns so gut wie möglich für das Thema zu sensiblisieren. Jede Gruppierung, die mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, hat ein Institutionelles Schutzkonzept ausgearbeitet.
Deswegen kann eigentlich keiner behaupten, die Kirche würde nichts gegen Missbrauch tun.
Leider wird das Thema aber gerade im Erzbistum Köln wieder laut und öffentlich diskutiert.
Und das zurecht, denn während ein großer Teil der Gläubigen der Kirche, sich ehrlich bemüht, transparent Missbrauch zu vermeiden, handelt die Führung des Bistums sehr unverständlich.
Dem Bistum wird vorgeworfen eine Aufarbeitung der geschehenen Missbrauchsfälle zu vereiteln.
Das Erzbistum hat eine Münchener Anwaltskanzlei mit einem rechtlichen Gutachten beauftragt. Nach eigener Aussage liegt dieses Gutachten dem Erzbistum selber nicht vor. Jedoch hat das Bistum es durch weitere Juristen prüfen lassen, welche dem Gutachten Mängel attestieren. Daher möchte das Bistum dieses Gutachten nicht veröffentlichen. Die ursprünglich beauftragte Anwaltskanzlei hat daher angeboten, das Gutachten auf eigenes Risiko zu veröffentlichen.
Zur Verteidigung des Bistums ist zu sagen:
Nach einer gemeinsamen Konferenz mit dem Erzbischof und den anzweifelnden Juristen hat der Betroffenenbeirat (Bestehend aus 12 Betroffenen von Missbrauch im Erzbistum Köln) dieses Vorgehen gebilligt.
Es ist natürlich erstmal positiv, dass es eine Vertretung der Betroffenen im Bistum gibt und, dass diese auch eingebunden werden.
Stuzig macht aber, dass hier nur die anzweifelnden Rechtsanwälte, nicht aber die ursprünglich begutachtenden Rechtsanwälte zu Wort gekommen sind.
Einem Pfarrer, der sich in diesem Zusammenhang kritisch gegenüber der Kirche geäußert hat und den Rücktritt von Kardinal Woelki gefordert hat, wurden disziplinarrechtliche Konsequenzen angedroht. Hier ist das Bistum bereits zurückgerudert.
Weitere Informationen gibt es auf der Themenseite des Erzbistums, welche jedoch sehr einseitig berichtet.
Insgesamt führt in meinen Augen eine mangelnde Transparenz und das Fehlen einer für Laien verständlichen Begründung dazu, dass die Gesamtkirche des Erzbistums Köln in sehr schlechtem Licht erscheint.
Mittlerweile hat Kardinal Woelki in einer Stellungnahme eigene Fehler eingeräumt und noch einmal eine vollständige Aufarbeitung versprochen.
Wenn ihr mehr wissen wollt: Der Diözesanvorstand des Bundes der Katholischen Jugend ind dem auch wir als DPSG Mitglied sind, hat einen Zeitstrahl erstellt in dem alle wichtigen Ereignisse eingetragen und verlinkt sind.
Außerdem hat der BDKJ einen offenen Brief an den Erzbischof geschickt, den ihr hier zum Download findet.
Kritik gibt es dabei nicht nur von der Öffentlichkeit.
Auch im Inneren wächst der Unmut, es wurden unzählige offene Briefe an den Erzbischof formuliert. Von Einzelpersonen, von Ehrenamtlichen in der Kirche, aber auch von Hauptamtlichen und Priestern. Der Diözesanrat der Katholiken, das höchste Gremium der nicht geweihten Menschen im Bistum Köln, hat sich sehr deutlich gegen die aktuelle Politik des Erzbischofs ausgesprochen und die Zusammenarbeit im Pastoralen Zukunftsweg erstmal auf Eis gelegt.
Außerdem wurde, unter anderem durch einen ehemaligen Stammesvorsitzenden der DPSG, eine Petition veröffentlicht, die sich gegen die Vertuschung von Missbrauchsfällen durch die Bistumsführung stellt. Unterschreibt gerne.
Aktuell treten immer mehr Menschen aus der Kirche aus, weil sie sich nicht mehr mit dieser Kirche identifizieren.
Das ist nachvollziehbar, aber sehr schade. Denn Kirche ist nicht der Erzbischof. Kirche, das sind wir alle. Das sind wir Pfadfinder*innen, egal ob getauft oder nicht, die wir uns mit den christlichen Werten identifiziern, die in unserer Satzung festgeschrieben sind.
Die Kirche aller bewirkt sehr viel Gutes und wir dürfen uns das nicht durch das Fehlverhalten Einzelner kaputt machen lassen.
Wir müssen jetzt zusammenstehen und zeigen, dass wir die deutliche Mehrheit sind. Dass wir bereit sind viel Energie und Zeit für die Kirche zu opfern, aber dass wir nicht alles mit uns machen lassen.
Tragt die Petition weiter, beteiligt euch an Diskussionen und zeigt was die Kirche wirklich ist.
Wenn ihr Lust habt, weiter in das Thema oder in die Kirchenpoitik allgemein einzusteigen, euch mit anderen kirchlichen Organisationen zu vernetzen oder auch mit direkt mit dem Erzbistum ins Gespräch zu kommen, meldet euch bei mir.
Geschrieben von Jonas Montenarh
Schreibt mit:
jonas.montenarh@dpsg-bezirk-koeln.de
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